La Serena hieß unsere nächste Station, und damit verbunden ein Besuch des größten Pisco-Anbaugebiets in Chile. Wir kamen morgens um 5 Uhr am Busbahnhof an und da unser Hostel „Hostal El Punto“ erst um 7 Uhr die Pforten öffnete mussten wir noch 2 Stunden am Bahnhof verweilen. Mit einem Kaffee und einem Sandwich verschafften wir uns einen Überblick über die wichtigsten Ziele in der Region. La Serena selber glänzt vorallem durch 29 Kirchen und einen tollen Strand. Wir entschieden uns einen Ausflug ins Valle de Elqui zu machen. Hier wird nämlich der weltberühmte Pisco, das Nationalgetränk der Chilenen angebaut. Chilenen und Peruaner streiten zwar darüber wer es „erfunden“ hat, uns ist das allerdings egal. Hauptsache es schmeckt!
Rezept Pisco:
- 300 ml Pisco
- 200 ml Limettensaft / Limonensaft
- 100 ml Zucker, flüssig oder 100g feiner Kristallzucker
- 2 Eiweiß
- Eis
Zubereitung:
Zuerst den Pisco mit dem Zucker mixen, dann den Limettensaft dazugeben und nochmal kurz mixen. Jetzt die Eiswürfel in den Mixer geben bis man Crushed Eis hat, dann das Eiweiß hinzufügen und gemixt bis sich Schaum bildet.
Im Hostal eingescheckt liefen wir ein wenig durch die Stadt und nach der vierten Kirche war klar – wir haben genug gesehen.
Am nächsten Morgen gingen wir zur lokalen Busstation und sprangen in den Bus nach Vicuna (2.000 Peso pro Person). Die einstündige Fahrt, 103 Km, ging vorbei an einem großen Stausee und vielen Piscoanbaugebieten, welche in gelb, grün und rot leuchteten. In Vicuna suchten wir die Touristeninformation auf. Diese war, wie bisher immer am Plaza de Armas. Leider sprach die gute Frau nur Spanisch, und das recht schnell. Wir machen zwar Fortschritte beim Lernen, aber ganz so gut sind wir dann doch noch nicht. Die Karte der Region war sehr aussagekräftig und so ging es zurück zur Busstation und mit dem nächsten Bus nach Pisco Elqui (1.500 Peso pro Person). In dem kleinen Ort gibt es neben vielen Piscobauern auch einige Campingplätze, die übrigens sehr gut ausgestattet sind für chilenische Verhältnisse, und man kann Wandern, Mountainbiken oder einfach nur die Landschaft genießen. Wir haben eine 5 KM Wanderung nach Monte Grande gemacht. In dem kleinen Ort haben wir eine Weinführung bei Vina Boutique del Valle gemacht. Das ist das einzige Weingut in der Gegend und eine kleine Besonderheit, da es auf 1.250 Meter ü. N.N liegt. Von dort aus ging es direkt zurück nach La Serena und dieses Mal haben wir nur 3.000 Peso pro Person gezahlt. Hier macht jeder die Preise wie er diese gerade braucht.
Nach 4 Tagen in La Serena, und das noch nicht einmal am Strand da es den ganzen Tag über trüb war, gingen wir zum Busbahnhof um nach Antofagasta zu fahren. Es gab für den Tag nicht einen freien Sitz in einem der zahlreichen Busse und daher buchten wir einfach irgendein Ticket in Richtung Norden. Es ging für 17.000 Peso nach Copiapo. Die hässlichste Stadt in ganz Chile! Copiapo ist eine Minerstadt. Hier war vor ein paar Jahren das große Minenunglück bei dem X Chilenen tagelang verschüttet waren. Da wir noch keine Unterkunft hatten liefen wir ein wenig mit unserem verflucht schweren Gepäck in der Gegen herum, buchten uns in ein Hostel in der Nähe des Bahnhofs ein, was keine gute Wahl war, da es alt roch und wir bei jedem Schritt das Gefühl hatten, dass der Boden unter unseren Füßen wegbricht. Zu Guter Letzt waren wir noch im Sportladen und haben uns ein neues Zelt gekauft. Unsere Neuseeländische Zeltattrappe war ja eigentlich zu nichts zu gebrauchen. Wir sind also zurück im Camping Geschäft!
Back to Basic – Wir campen wieder!
Da es nur eine Stunde von Copiapo entfernt einen schönen Badeort gibt, fuhren wir in aller herrgottsfrüh mit dem Bus (2200 Pesos pro Person) nach Caldera um von dort aus mit einem Collectivo (1000 Peso pro Person) nach Bahia Inglesa. Es war Ostern und wenn es schon keine bunten Eier gibt, dann doch wenigstens einen schönen Ort zum faulenzen. Der Versuch vom Buszuweiser uns für die erste Busfahrt abzuzocken war zum Glück gescheitert. Er sagte der Bus kostet 2900 Peso pro Person, im Bus hing eine Preistafel und daher zahlten wir auch nur das was alle anderen zahlten.
Bahia Inglesa ist ein bisschen wie das kleine Zermatt von Chile nur ohne Berge. Hier tummelt sich der wohlhabende Prozentsatz der Chilenen. Türkisfarbendes Wasser, weiße Sandstrände – ein kleines Paradies. Wir gingen mit unserem neuen Zelt „Himalaya 2“ zum Campground. Für nur 5000 Peso pro Person/Nacht breiten wir uns aus und genossen den direkten Blick aufs Meer.
Neben uns campte einen kleine chilenische Familie. Juan, Evelin und Lucas waren super freundlich und luden uns ein, wenn wir nochmal nach Copiapo kommen, eine Nacht bei ihnen zu verbringen. Leider reisten die drei eher ab, da ihre Luftmatratze kaputt war und so waren wir am zweiten Abend wieder zu zweit. Naja, das stimmt so auch nicht, die ältere chilenische Reisegruppe aus La Serena sang und spielte die halbe Nacht auf ihren Instrumenten, so dass an einen guten Schlaf nicht zu denken war. Wir beschwerten uns nicht, hofften aber, dass sie auch bald müde werden.
Am Morgen darauf wollten wir Richtung Norden fahren. Nach langem trödeln, nahm Denise das Spanischbuch zur Hand und fragte die Reisegruppe ob sie noch 2 Plätze in ihrem Bus frei haben um uns nach Copiapo mitzunehmen. „Si, claro! Vamos en 10 minutos!“ Ok! schnell das Zeug zusammengepackt und alles in den Bus geschmissen. Unser erster Hitchhike! Vor Abfahrt noch das spanische Vater Unser gebetet und dann konnte die Fahrt losgehen. Auch das stimmt so nicht wirklich. Durch den Bus schallte ein Sprechgesang „El beso, El beso, …“. Chilenen lieben es, wenn man sich küsst und so mussten Philipp und ich uns noch einen Kuss geben bevor wir endlich los fahren konnten. Unter tobendem Applaus startete der Fahrer den Bus und wir waren mit 12 Chilenen auf direktem Weg nach Copiapo. Über die chilenische Ostertradition haben wir zwar nichts gelernt, und auch nicht wirklich etwas mitbekommen, aber im Bus gab es dann für alle ein paar Schokoladen Ostereier. Auch für uns.
In Copiapo angekommen, haben Sie uns an der Tankstelle rausgelassen, da sie hier in einem Lokal zum Mittagessen (spanisch: Almurzo) gehen wollten. Sie haben uns eingeladen mitzukommen, aber wir wollten zum Busbahnhof um nicht länger als nötig in Copiapo zu bleiben. Der einzige verfügbare Bus fuhr um 1.45 Uhr, mitten in der Nacht, nach Calama. Wir kauften die Tickets und hatten noch 13 Stunden zu überbrücken. Da die Stadt nichts zu bieten hat, gingen wir was essen, besuchten den Jahrmarkt und spielten eine Runde Tischkicker, auf dem wohl ältesten Tischkicker der Welt. Alles auf dem Jahrmarkt war uralt. Nur noch 8 Stunden! Nicht das uns langweilig wurde, aber die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Und es war doch sterbend langweilig. Die weiteren Stunden verbrachten wir mit der 1893sten Kniffelpartie unserer Reise. Endlich war es 1.45 Uhr – aber kein Bus weit und breit. Klar, der hatte noch 25 Minuten Verspätung. Im Warten waren wir ja mittlerweile Weltmeister.
In der Holzklasse und direkt neben dem Klo, das etwas widerlich stank, konnte die 11-stündige Nachtfahrt losgehen. Selbst der Busbegleiter musste vom Geruch fast erbrechen und sprühte ein Gemisch aus Chlor und Parfüm um den Geruch zu vertreben. Es wurde etwas besser, aber wir mussten uns umsetzen um ein Auge zuzumachen. Hoffentlich sind wir bald da.