Gerade haben wir die Weihnachtsfeiertage hinter uns gelassen. Es wurde in vielen Familien bis zu drei Tagen geschlemmt. Fondue, Gans, Raclette – alles was das Herz begehrt. Das neue Jahr wurde mit Feuerwerk, tollen Drinks und super leckeren Gerichten begrüßt. Es könnte landestypischer nicht sein. Doch was isst man in Südamerika? Gibt es dort auch kulinarisch Besonderheiten – ganz egal ob zu Weihnachten, Neujahr oder im Alltag? Was ist landestypisch und was außergewöhnlich? Gibt es ein kulinarisches Südamerika?
Selbstverständlich. Bunte Märkte – bis unter das Dach gefüllt mit frischen Früchten und saftigen Gemüse und das Meer vor der Tür bieten eine wundervolle Plattform für kulinarische Highlights. Immer gab es etwas zu probieren. Bekanntes und neues. Süßes und Saures. Fleischig und Vegetarisch. Orangen, Avocados, Tomaten, Ananas, Maracujas, Guaven, frische Kräuter und tausend andere Leckereien. Gutes Brot ist Mangelware aber Süßspeisen sind aus dem südamerikanischen Haushalt nicht wegzudenken.
Auf unsere Reise durch Südamerika haben wir bei Einheimischen in der Küche gesessen, haben landestypische Gerichte probiert und waren uns nie zu schade ungewöhnliche Dinge zu testen. Auch wenn die Augen manchmal besser geschlossen blieben. Manchmal hatten wir das Gefühl, dass die Küche in Südamerika nur aus Reis (Arroz) und Kartoffeln (Papas) besteht. Sauce? Keine Spur! Aber wir wurden oft eines besseren belehrt. Unsere am stärksten in Erinnerung geblieben Gerichte aus einem halben Jahr Südamerika möchten wir Euch auf einer kleinen kulinarischen Reise vorstellen.
Angekommen in Chile wurden wir in den Straßen immer wieder von Completos verfolgt. Die Neugier war groß und die Überraschung noch größer. Ein Hotdog, gefüllt mit einem Würstchen, frischen Tomaten, einer halben Avocado und ca. einer haben Flasche Mayo. Nichts für eine kalorienbewusste Ernährung, aber in Chile ein Muss.
Auch in Bolivien gab es etwas sehr typisches. Pique Macho – ein Fleischberg mit Pommes, leicht scharf und natürlich den weltbekannten Snack in Form von Empanadas, Halbmondähnliche Teigtaschen gefüllt mit Fleisch (Hühnchen oder Rind), Ei, Kartoffeln und Zwiebel. Noch besser sind aber die Saltenas. Dank der leckeren Soße in den Teigtaschen konnten wir gar nicht mehr genug bekommen. Es wurde auch immer wieder süß zwischen den Bäckchen, Palmaritos (kleines Süßgebäck oder beim Bäcker in Deutschland heißen sie Schweineöhrchen) und die traditionelle Quino Suppe war auch ein leckerer Exkurs in die bolivianische Küche. Eine Gemüsesuppe mit Getreideeinlage. Und gegen Höhenkrankheit einfach einen Coca-Tee “Mate de Coca” trinken. Coco-Blätter gibt es an jeder Ecke.
(Danke an Guisellita für den Tipp des besten Saltena Restaurants in Sucre – El Patio)
Sommer, Sonne und Caipirhinas. Das ist Brasilien. Das Geheimnis für einen echt leckeren Caipi liegt in der Zubereitung. Unser Geheimtipp: Statt dem hierzulande verwendeten Rohrzucker einfach Puderzucker verwenden. Ihr werdet begeistert sein. Und wir müssen es wissen, schließlich dürften wir diese an einem Stand mit den Angestellten selber mixen. Wer eher eine Naschkatze ist, der wird Brigadeiros lieben. Eine sehr einfach zuzubereitende Süßspeise wenn man mal wenig Zeit hat und seine Gäste überraschen möchte. Aber die Brasilianer sind ein verrücktes Volk. Und dass nicht nur wenn es um Fußball geht. Bis zu einer halben Stunde steht man für ein ganz spezielles Gericht in Sao Paulo an. Ein Mortadella Sandwich! Wem das noch nicht fleischig genug ist, der geht in ein eine Churrascaria und lässt sich das sich das gegrillte Fleisch direkt vom Spieß auf den Teller schneiden.
(Danke an Michelle und Alex für den süßen Abend und das tolle Rezept)
Kolumbien. Ein Land in dem Lebensfreude und Karibik-Feeling einfach perfekt auf einander abgestimmt sind. Dazu die Rhythmen von Salsa und Merengue und ein leichter Snack. Shrimp-Cocktail. So lecker und so einfach. Köstlich waren auch Arepa, (Maisfladen) frisch aus dem heißen Öl oder Tamales – ein mit Reis, Gemüse und Schweinefleisch gefülltes Bananenblatt. Wem das zu exotisch klingt, findet aber auch viele Forellen in den Bergregionen. An heißen Tagen verschafft man sich Abkühlung mit Cholados.
Während unserer Zeit in Ecuador haben wir viele Gerichte ausprobiert. Nicht alles hat unserem verwöhnten europäischen Gaumen begeistert aber einige Dinge bleiben uns doch in Erinnerung. Von dem vielen Koriander mal ganz abgesehen. Egal wo wir uns umgeschaut haben, überall gab es große Pfannen mit frittiertem Hühnchen (pollo). Manchmal stieg uns der Ekel in die Augen wenn wir sahen wie das Fleisch in der prallen Sonne lag und mit welcher Leidenschaft die Köchin die Zutaten verkochte. Manchmal war es auch nur der Geruch der durch die Straßen zog. Aber wenn man diesen Moment überstanden hat, sollte man auf jeden Fall die Tortillas probieren. Darüber hinaus findet man überall mühsam geernteten Mais in verschiedenen Farben und Zubereitungsvarianten – gegrillt als ganzer Kolben, Popcorn, Plätzchen oder in der Suppe, welcher übrigens kaum Geschmack mit sich bringt. Oder Cebiche, ein kaltes, leicht säuerliches Fisch oder Meeresfrüchte Gericht – welches wirklich ausgezeichnet schmeckt. Also wenn Ihr ans Meer fahrt, probiert es an einem der zahlreichen Strandstränden. Und wenn es zu warm wird, gibt es Eis am Stiel aus frischen Früchten.
Peru. Wir können es gar nicht erwarten Cuy zu probieren – gegrilltes Meerschweinchen. Für Europäer klingt das sicherlich widerlich, aber eigentlich schmeckt es wie Kaninchen oder Hühnchen. Und es ist wirklich nicht sehr viel Fleisch an so einem Meerscheinchen. Unser Tipp: Fahrt in einen eher untouristischen Ort geht in ein Restaurant und lasst es Euch frisch zubereiten. Eine weitere Delikatesse ist Lomo Saltado. Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Rindfleisch. In Peru wird das Gericht sehr trocken gekocht aber es geht auch mit viel leckerer Soße und schmeckt einfach phantastisch. Und wenn man am Meer ist, isst man Reis mit Meeresfrüchten und dazu Picante de Langostino. Wir könnten uns rein setzen.
(Danke an Stefanie und Hilda für das tolle Rezept und den unvergesslichen Abend)
Die Kochkunst betreffend ist Argentinien unser Highlight. Das Frühstück ist einfach und schnell und am liebsten isst man Medialunas. Auch wenn der Argentinier morgens eher in Eile ist, nimmt er sich am Abend umso mehr Zeit. Für ein klassisches Asado dürfen Fleischsorten wie Schweinebauch (Matambre mit Käse und Tomatensoße), Rumpsteak (Bife de Chorizo) sowie Chorizos und Blutwürstchen (Morcillas) nicht fehlen. In Argentinien lebt man wie im Schlaraffenland – vorallem Dank dem Wein (Vino) und vielen Antipasti-Variationen. Aber es gibt auch unappetitliches. Und das trotz der positiven italienischen Einflüsse. Pizza Muzza – es gibt kaum ein größeres kulinarisches Desaster als eine schlechte Pizza, was noch dadurch verschlimmert wird, wenn diese nur aus langweilig schmeckenden Käse besteht. Und wer es eher heiß mag der bedient sich an Mate-Tee in einer Kalabasse mit einem Röhrchen (Bombilla). Aber auch Fast Food steht hoch im Kurs. Am beliebtesten ist das Pan de Chorizo (Bratwurst im Brötchen).
Ihr möchtet günstig Essen gehen in Südamerika? Genießt die einfachen aber günstigen Mittags-Menüs der Restaurants. Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise je nach Land ab 1,50 Euro.
Wenn ihr die Rezepte zu den Gerichten möchtet, schreibt uns einfach eine Nachricht.
Vegetarisch und Vegan durch Südamerika?
Geht nicht? Geht doch! Beim Gedanken an Argentinien und Brasilien kommt Euch möglicherweise nur ein Asados mit saftige Rindersteaks in den Sinn. Aber ihr müsst nicht verhungern! Frisches Obst, Mais, Tortillas, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Avocado, Quinoa und Amaranth – um nur ein paar Lebensmittel zu nennen, gibt es an jeder Ecke. Quino ist ein Getreide das oft in der Suppe serviert wird. Sehr lecker. Außerdem gibt es zu fast jedem Gericht einen Salat. Jetzt könnte man Angst haben, dass das Wasser mit dem das Gemüse und Obst gewaschen wurde dreckig war, aber wir haben alles gegessen und es ist nichts passiert. Das ist natürlich keine Garantie und die Location müsst Ihr nach Euren Kriterien bewerten. Aber eine Reise durch Südamerika kann ohne Magen-Darm-Beschwerden erfolgen.
Jetzt fragt Ihr Euch, was mach ich in Südamerika in einem Restaurant ohne oder mit wenig Spanischkenntnissen? Mit den wichtigsten Vokabeln kann man sich schon verständigen und vegan leben. Und sollte es immer noch nicht klappen, bestellt halt alles einzeln. Hier findet Ihr die wichtigsten Vokabeln für einen veganen Restaurantbesuch:
- sin carne (ohne Fleisch) y sin pollo (ohne Hühnerfleisch)
- sin pescado (ohne Fisch)
- sin productos lacteos y huevos (ohne Milchprodukte und Eier)
- soy alergico (oder soy alergica, bei Frauen, (ich bin allergisch)
Tipps:
- Restaurant-Suchmaschine: www.happycow.net (Suchbegriff: pflanzliche Küche)
- Wir waren in Cordoba in einem tollen Veganen Restaurant. Bodhi.
Genug der festen Nahrung. Für alle Bierliebhaber ist Südamerika auch nicht ganz ohne. Wir haben viele Biere probiert und unser Lieblingsbier pro Land gefunden. Wir haben neue Trinkspiele gelernt und gesellschaftliche Erfahrungen gemacht und möchten diese mit Euch teilen:
Bierübersicht Südamerika
- Chile: Becker, Pacena, Cerveca Cristal und Kunstman
- (Kunsterman ist teuer. In Studentenkneipen findet man die günstigsten Bierpreise)
- Bolivien: Pacena
- (es gibt auch regionalen Wein (Kohlberg) der zwar nicht so gut wie Wein aus Argentinien schmeckt aber trinkbar ist)
- Brasilien: Brahma, Skol, Taipava und Bohemia
- (Eiskalt und süffig muss es sein und man teilt ein Bier in der Gruppe bevor man das nächste bestellt, nicht das es zu warm wird)
- Kolumbien: Poker, Club Colombia, Aguila
- (Aguila ist auch als “Leicht” Version erhältlich und ein kleines Bier bekommt einfach die Endung „-ita“)
- Ecuador: Cristal, Cusquena, Trujillo und Polar
- Peru: Cusquena (leider haben wir kein Chicha bekommen, ein Maisbier)
- Argentinien: Quilmes, Isenbeck und Brahma
- (Wein in Argentinien ist Weltklasse)
Es gibt natürlich noch mehr Biere in jedem Land, aber das sind die, die wir auch ehrlich probiert haben. Und eins ist Fakt, fast jedes Bier in Südamerika hat seinen Ursprung durch deutsche Braumeister und somit kann man sich den Magen nur bei zu viel Bier vererben. Wenn das alles nichts ist, Pizza, Pasta und frische Obstsäfte (Jugo Natural) gibt es in jedem Land an jeder Ecke.
Und zum Abschluss – Bleib Gesund
Wir können sagen, dass wir ein Jahr durch verschiedene Küchen gereist sind und wir hatten nie Magenprobleme. Gerade beim Essen und Trinken sollten einige einfache Regeln beachtet werden:
- Wasser und Getränke nur aus verschlossenen Flaschen trinken.
- Frisch gepresste Säfte an gut besuchten Marktständen sind frisch.
- Falls man sich nicht sicher ist, sollte man auf Eiswürfel verzichten.
- Essen sollte ausreichend gekocht oder gebraten sein.
- Brot und Eier zum Frühstück sind günstig und immer frish.
- Früchte und Gemüse vom Markt immer mit Flaschenwasser abwaschen.
- Keine Angst vor Straßenständen aber nimm dir die Zeit und höre auf dein Bauchgefühl – wenn Du Dir nicht sicher bist, geh woanders Essen.
- Frag Einheimische nach Restaurantempfehlungen.
Und zu guter Letzt: Boil it, Peel it or Forget it! Buen aprovecho!