Umgeben von 6.000er Bergen, Gletschern, Lagunen, Tälern, Flüssen. Das ist Huaraz!
Wir fahren mit dem Nachtbus von Mancora nach Casma. ETTI – ist die einzige Gesellschaft die auf dem Weg nach Lima in Casma hält. Als der Bus anfährt, sehen wir schon, dass wird eine anstrengende Nacht. Innen ist alles kaputt und verdreckt. Die Rückenlehnen funktionieren nur teilweise und manche Sitze haben erst gar keine Armlehne. Von Service wollen wir an dieser Stelle lieber nicht sprechen. Sogar die jungen Peruaner regen sich über den Bus, und die Qualität auf. Angelo ist ein Mitreisender. Wir erzählen ein wenig und erfahren, dass er deutlich weniger gezahlt hat. Wir fühlen uns etwas betrogen, aber wie sollte es auch anders sein.
Nach nur 10 Minuten der erste Boxenstopp – ein defekter Reifen muss gewechselt werden. Leider sieht der Ersatzreifen auch nicht mehr taufrisch aus. Ist Peru nicht das Land mit den meisten Busunfällen mit Todesfällen? Nach 30 Minuten ist der Reifen gewechselt und wir rollen wieder.
Keine halbe Stunde später kommt der Bus erneut zum Stehen. In Peru laufen die Wahlvorbereitungen seit einigen Wochen auf Hochtouren. Wo man kein Wahlplakat anbringen konnte, wurde auf Hauswände gepinselt, kein Stein blieb ungenutzt und sogar der letzte Winkel im Land wurde genutzt und die Wahlkandidaten zu präsentieren. Aber nicht nur dass, aufgrund der hohen Analphabeten Rate in Peru, wird zusätzlich zum Namen auch noch ein Symbol verwendet. Huhn, Spitzhacke, Indianerkopf, Korn oder Baum sollen dabei helfen die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Täglich finden demonstrationsähnliche Märsche in den Straßen statt. So auch in dieser Nacht. Die anstehenden Wahlen in Peru tragen dazu bei das jeder auf der Straße ist – TukTuks, LKWs beladen mit Menschen, Fußgänger sogar Kinder. Es trommelt. Pfeift. Hupt. Ein Spektakel das seines gleichen sucht. So eine Wahlkampfathmosphäre haben wir selten gesehen. Das Ganze hat allerdings nichts mit geheimer Wahl zu tun, denn jeder bekennt sich öffentlich zu seinem Kandidaten. 30 Minuten später, hat es jeder über die Panamerica geschafft, ein letzter Blick vom Polizeibeamten in mein Fenster, welches auch nicht 100%ig zu schließen ging, und wir fahren weiter.
Weiter in Richtung Süden, vorbei an Chiclayo, Trujillo und anderen kleinen Orten durch den wüsten Küstenstreifen.
Ankunft in Casma! Es ist 7.15 Uhr. Die Straßen sind schon sehr lebhaft. Schweineschwarten brutzeln schon im heißen Fett. Taxifahrer buhlen um Kundschaft, so auch um uns. Eine der Straßenverkäuferinnen hilft uns bei der Orientierung für die bevorstehende Weiterfahrt nach Huaraz.
Reiseinformationen Peru:
Bus Mancora nach Casma
- Preis: 80 Soles
- Fahrtzeit: 14 Stunden
- Achtung: Etti ist nicht sehr professionell und sauber. Preis-Leistung ist schlecht.
- Empfehlung: Umsteigen in einer Stadt nördlicher von Casma
Bus Casma nach Huaraz
- Preis: 20 Soles
- Fahrzeit: ca. 3 Stunden
Wir brauchen nicht lange um uns in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Huaraz ist noch sehr traditionell und viel starker durch indigene Bevölkerung geprägt als die Küstenregion. Das Leben spielt in den Straßen, direkt vor unserem Hotel, den dort befindet sich der lokale Markt. Meerschweinchen wechseln den Besitzer. Straßenküchen alle 2 Meter. Frisches Obst soweit das Auge reicht.
Ausflug zur Laguna de Llanganuco
In Huaraz dreht sich alles um den Tourismus. Es werden sehr viele Trekking und Wandertouren angeboten. Zu den beliebtesten zählen die Laguna 69, Gletcherwanderungen und vor allem Mehrtägige Wanderungen wie z.B. der Santa Cruz Treck. Es lohnt sich für die Ancash Region Zeit einzuplanen! Allerdings sind viele Touren eigentlich nur Transporte. Das stellte sich nach der Anfrage bei 2 Agenturen schnell heraus und daher machen wir es auf eigene Faust.
Angekommen in Yungay verhandeln wir die Taxifahrt. Wir einigen uns und es geht die Schotterstraße hoch bis zum Eingang vom Nationalpark. Die beiden Seen der Laguna de Llanganuco, sind ein spektakulärer Naturschauplatz. Der untere See (Chinancocha) ist größer und tiefer als der obere See (Orconcocha). Die Berge Huascaran und Huandoy, mit den schneebedeckte Spitzen, und das türkise Wasser eröffnen uns ein unvergessliches Panorama. Nach einem schönen Spaziergang und einem kleinen Picknick fahren wir zurück nach Yungay.
Die Tour haben wir gleich noch mit einem Besuch der Gedenkstatte Yungay verbunden. Die Stadt und ihre Einwohner wurden in den 70er Jahren erst von einem Erdbeben heimgesucht und dann von einem Erdrutsch lebendig begraben. Heute erinnern nur noch 4 tote Palmenstamme in der Gedenkstätte, und die Überreste des Yungay Expressbus an die Katastrophe.
Anfahrt zur Laguna de Llanganuco
- Minibus nach Caraz: 5 Soles (Einfache Strecke)
- Abfahrt von der Brücke
- Taxi zur Lagune: 20-25 Soles pro Person (nach Verhandlung) Hin- und Rückfahrt
- Eintritt: 1o Soles
Wanderung nach Wilcacocha
Heute sind endlich Wahlen. Trotz Ankündigung, dass alles geschlossen sein wird, sind überraschend viele Läden geöffnet. Allerdings gibt es an diesem Tag kein Alkohol, möglicherweise um Wahlparty-Exzesse zu verhindern. Auch der Transport funktioniert reibungslos. Naja, wenn man die richtige Kreuzung für die Abfahrt finden würde. Wir wurden eine halbe Stunde von A nach B geschickt und zwar jedes Mal erfolglos. Dank dem netten Eckladenbesitzer haben wir schlussendlich den richtigen Bus erwischt und konnten die Wanderung doch noch antreten.
Anfahrt nach Wilcacocha
- Collectivo Nr. 10 oder E in Huaraz (Fährt ab wenn voll)
- Preis: 1 Soles
- Abfahrt gegenüber dem Markt
- Start Wanderung: 8 KM außerhalb von Huaraz an der Puente Santa Cruz
Der Marsch zur Lagune ist steil und führt durch das kleine Dorf Santa Cruz. Wir wandern die Cordillera Negra hinauf. Die Steintreppe scheint noch aus Inkazeiten zu stammen. Es gibt keine Touristen die unseren Weg kreuzen.
Bewundernswert, wie die ältere einheimische Frau den Berg mit Sandalen hoch läuft. Bei einer kurzen Verschnaufpause erzählt sie, dass ihr Haus das ganz oben ist. Aber auch sie braucht ihre Zeit – jeden Tag. Der Weg ist steinig und staubig und es ist sehr warm. Das ist wohl das Erbe der Inka?
Oben, auf 3.700 Meter angekommen, versuchen wir unser Picknick zu genießen, werden aber mit 4 gierigen Hundeaugen genauestens dabei beobachtet. Es könnte ja irgendwas herunterfallen. Ungestört und absolut angetan, blicken wir auf die zum Greifen nahen Gletscher der Cordillera Blanca und das menschenleer. Fast!
Wir treffen Hanna und Gregor. Zwei deutsche aus der Stadt die es nicht gibt, Bielefeld. Vor lauter erzählen, vergessen wir die traumhafte Kulisse um uns herum. Und treten am Nachmittag gemeinsam den Heimweg an. Diesmal geht es nur bergab. Allerdings sind die großen und kleinen Stufen etwas gewöhnungsbedürftig.
Hinweis: Es ist eine kleine Wanderung mit einer großartigen Sicht auf die Cordillera Blanca. Die Lagune selber ist eine nette Nebenerscheinung und rundet das Gesamtbild ab.
Zurück in Huaraz machen wir am letzten Tag noch eine kleine Stadtbesichtigung und durchqueren dabei die einzige Straße, welche vom Erdbeben in den 70er Jahren verschont blieb. Weiße Häuser mit grünen Balkonen säumen die Straße. Erst in diesem Moment können wir uns wirklich vorstellen wie hübsch Huaraz mal war.
Am Abend geht es im Nachtbus nach Lima (75 Soles mit Oltursa) und am nächsten Morgen direkt weiter nach Nasca.
Tipps und Infos zu Huaraz und Umgebung:
- Man spart zwar nicht viel im Vergleich zu einer Tour, hat aber mehr Zeit.
- Hotel: Casa Blanca (sauber und freundlich) DZ mit privatem Bad 15$ pro Nacht
- Restaurant: Mi Comida – mit Abstand die beste Pizza in Südamerika
- Ausflug: Llanganuco und Yungay sowie nach Wilcacocha
- Set Lunchs ab 4 Soles
- Camping an der Laguna de Llanganuco erlaubt