Ein Eldorado für Fotografen – auf der Ruta 68 nach Cafayate
Die Fahrt nach Cafayate läuft über die Ruta 68 – eine kurvenreiche Teerstraße, dann geht es durch eine malerische Wüstenlandschaft zur “Quebrada de las Conchas”, wir durchqueren Alemania und fahren weiter durch die Weingüter bis wir Cafayate erreichen. Ein faszinierendes Farbenspektrum im Zusammenspiel mit Licht und Schatten begeisterte uns. Mit über 300 Sonnentagen der ideale Platz zum Verweilen. Cafayate ist ein bekannter Weinort, der zweitgrößte in Argentinien Eine Weinkellerei neben der Anderen. Vielleicht verfallen wir der Versuchung und schließen uns einer der zahlreichen Führungen und Weinproben an. Aber erst einmal geht es auf Campingplatzs-Suche.
Camping im beschaulichen Cafayate
Schicksal oder glückliche Fügung? Manchmal sind die Sachen, welche man vorgesetzt bekommt, die Besten. So auch in Cafayate. Trotz tropischer Temperaturen war nur dieser Campingplatz „Fuerza y Luz“ für Reisende geöffnet. Als wir ankamen, war so gut wie nix los. Lediglich ein paar Kinder bespritzten sich mit Wasserflaschen, da der Pool noch leer war. Und die Hunde lagen faul in den wenigen schattigen Ecken.
Es gab, wie schon für die Hunde, nur begrenzte Schatten-Stellplätze für Zelte auf dem Gelände. Nun wollten wir uns nicht direkt in die Einfahrt stellen und suchten eine Weile herum. Ums Eck standen schon zwei Deutsche die sich voll ausgebreitet hatten. Mit ihren dicken Motorrädern, Zelt und Klamotten belegten Sie gleich drei Picknicktische. Frechheit! Na dann fragen wir doch mal ob sie ein Problem mit Nachbarn haben.
Helle und Bea stellen sich glatt als sympathisch heraus. Ohne zu zögern machen Sie Platz für uns und wir kommen ins Gespräch. Seit drei Jahren reisen Sie durch die Welt. Über die Mongolei, Asien und Australien und Neuseeland haben sie es nach Südamerika geschafft. Unser erster Abend ist gefüllt mit tollen und spannenden Road-Trips. Das Reisefieber steckt einfach tief in uns.
Endlich 35 – Feste feiern wo Sie fallen!
Geburtstagsfeiern hatten wir einige. Aber heute feiern wir nur Philipp. Pünktlich um Mitternacht gibt es Kuchen mit Kerzen und als Geschenk, muss er Heute nichts machen. Er hat es sich verdient und in seinem Alter sollte man auch mal etwas kürzer treten.
Am Nachmittag reisen weitere Weltenbummler in Cafayate an – auch mit dem eigenen fahrbaren Untersatz. Die zwei frisch gebackenen Abiturienten, Max und Alessandro, wollen in einem Jahr von Feuerland bis nach Alaska – immer dem Frühling hinterher. Auf die Frage warum Südamerika – Australien kann ja jeder! Na dann! Charlie, eine Freundin der beiden, ist auch zurzeit in Argentinien unterwegs und so erleben die drei für ein paar Wochen gemeinsame Abendteuer. Eigentlich war die Reise eh zu dritt geplant, aber Moritz ist kurzfristig abgesprungen. Der Arme hat wahrscheinlich kalte Füße bekommen. So viel Abendteuer ist auch nichts für Lausbuben.
Wie auch immer, es wird nicht langweilig auf einem Campingplatz. Dank der drei Jungs, ist auch der zweite Abend mit Grill-Pizza und neuen Geschichten sehr amüsant und der Wein aus der Region Cafayate schmeckt auch sehr lecker.
Wir sind ehrlich gesagt sehr faul. Wir machen nichts. Weder einen Ausflug noch irgendetwas anderes. Wir schaffen es gerade Mal jeden Tag frisch einkaufen zu gehen und genießen einfach die Zeit auf dem Campingplatz. Mittlerweile lassen Sie auch endlich den Pool volllaufen. Allerdings kann das noch Tage dauern, denn der Pool ist riesig. Ich vermute, dass wir das nicht mehr erleben werden und somit auch keine Abkühlung bekommen.
Die Panamerica-Community ist wie ein Dorf. Man kennt jeden der mit mindestens zwei Rädern auf Südamerikas Straßen unterwegs ist. Und so auch heute. Ein weiterer Motoradfahrer findet sein Weg ins mittlerweile Deutsche Camp in Cafayate. Es ist Ewald. Helle und Bea kennen ihn nur durch E-Mail Unterhaltungen aber noch nicht persönlich. Ewald ist dieses Jahr nur 4 Wochen unterwegs, muss dann noch einmal nach Österreich, und kommt im Januar wieder um seine Tour fortzusetzen.
Wir sind begeistert von all den tollen und unterschiedlichen Road-Tripps, zumal wir den Großteil unserer Reise „nur“ mit den Öffentlichen absolviert haben. Wobei man das nicht abwerten darf, der öffentliche Nahverkehrt kann in viele Teilen der Welt zu einer echten Herausforderung und Abenteuerreise werden. Wie auch immer, in Australien und Neuseeland können wir uns ja auch stolz in die Selbstfahrer-Gemeinde aufnehmen lassen. Und das war bisher, für uns, einfach die schönste und aufregendste Art der Fortbewegung.
Der nächste Tag ist auch wieder sonnig und heiß. Ein neuert 4×4 passiert das Eingangstor des Campingplatzes. Neugierig gucken wir wer da einrollt. Seltsames Kennzeichen. Nigeria? Aber Babs ist so offen, dass Auto hat noch nicht einmal die endgültige Parkposition erreicht, da hat Sie sich und Helmut schon vorgestellt. Ein deutsch-österreichisches Paar mit ihrem Mercedes 4×4 und nigerianischem Nummernschild. Sachen gibt es. Die zwei haben in Nigeria gearbeitet und gelebt, sich lieben gelernt, früher Motorad-Touren in die Wildness gemacht und dann in Nigeria das Auto gekauft, einmal Afrika umrundet und jetzt wollen Sie Südamerika unsicher machen. Babs hat in nullkommanix das Dachzelt aufgebaut und wir Fragen sie, ob Sie am Abend mit uns grillen möchten. Daraufhin lernen wir, dass wir zwar BBQs haben, die zwei den „Indianer Jones-Luxus-Hähnchen-Drehspieß“ mit sich durch die Welt fahren. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen. Heute ist Hähnchen Tag – da kann sich der Wiener Wald noch eine Scheibe abschneiden.
Argentinisch-Deutsch-Österreichisches Asado in Cafayate
Einfach fachmännisch und gekonnt, zünden wir nach chilenischer Technik das Grillfeuer an und nur kurze Zeit später ist das Hühnchen aufgespießt und dreht auf dem Grill vor sich hin. Zwei Stunden Später können wir uns vor dem leckeren Geruch schon fast nicht mehr fernhalten und eine Menschentraube versammelt sich um den Grill. Ein Festschmaus. Lomo, Matabre, Hähnchen, Chorizo, Kartoffeln mit Quark und Salat runden das Buffet ab. Ein echtes argentinisch-deutsch-österreichisches Asado. An diesem Abend feiern wir ein rauschendes Fest in Mitten der Weinberge von Cafayate –dem Treffpunkt für Weltenbummler.
Amüsant wurde es, als ein riesiger Bus einer geführten Tour, versucht die kleine Einfahrt zu passieren. Dass das nix wird, konnte man ohne weitere Kenntnisse schon von weitem sehen. Der Fahrer versuchte es dennoch einmal und musste dann den Rückwärtsgang einlegen. Das war quasi als würde man versuchen eine Rechteck durch einen Kreis zu drücken. Belustigt schlemmen wir weiter.
Da wir uns in einen Wahn gekocht hatten, gab es am nächsten Abend direkt ein feuriges Chili con Carne. In 2 Töpfen und mit zwei Gaskochern ging es rund auf dem Campingplatz.
Nach fünf tollen Nächten, wir wollten eigentlich nur zwei Nächte bleiben, müssen wir schweren Herzens weiter ziehen, ausgerechnet als Helmut ein weiteres Hähnchen aufspießt. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen und wir laufen zu unserem Bus. Irgendwann ist leider immer der Zeitpunkt gekommen um Abschied zu nehmen. Am besten dann, wenn es am schönsten ist.
Wir hatten tolle, unvergessliche Tage im beschaulichen Cafayate. Wir hoffen, dass alle wieder gut und sicher on the Road sind und so wie wir, neue Abenteuer erleben und neue Plätze entdecken.
Fazit: Im Vergleich zu den anderen spanisch-sprachigen Ländern Lateinamerikas stellt Argentinien für uns das kompletteste und vielfältigste Land dar. Und wir haben gerade einmal einen Bruchteil gesehen. Argentinien bietet ein faszinierendes Spektrum an Kultur, Natur und landschaftlichen Eindrücken. Oder anders gesagt: über 4.000 km Küste, Gletscher, mehr als 34 Breitengrade, das beste Fleisch, den charmantesten und schnellstem Spanisch-Dialekt, die schönsten Frauen und eine interessante Fußball-Liga… – was will Man(n) mehr!? Um alles zu erkunden brauchen wir noch viel Zeit.