Cusco und Machu Picchu – heißbegehrt und überlaufen.
Abgesehen davon, dass es immer spannend ist, ein neues Land kennen zu lernen, müssen wir feststellen, dass uns Peru bis jetzt nicht sonderlich gefallen hat. Die Landschaften waren zwar sehr Abwechslungsreich, die Leute wirkten aber im Vergleich eher unfreundlicher und es ist wie vieler Orts sehr schmutzig in den Straßen.
Nach dem eher noch, weitestgehend, untouristischen Norden von Peru sind wir in der Touristenhochburg im Süden des Landes angekommen – Cusco. Tour Agenturen gehören ebenso zum Inventar wie die zahlreichen Restaurants, Hospedajen, Hostels und Sterne-Hotels. Rund um den hübschen Plaza de Armas findet man alles was man für einen angenehmen Aufenthalt benötigt. Oder man kauft an den vielen rollenden Verkaufswagen Süßigkeiten, Wasser oder was Sie sonst noch so anbieten. Vorausgesetzt die Verkäuferin ist nicht mal wieder eingeschlafen.
Cusco mit dem nahegelegenen Machu Picchu zieht seine Besucher in den Bann und schreckt uns zur gleichen Zeit ab.
Der Anblick der prachtvollen Kirchen, lebhaften Plätzen, schmalen Gassen und Überbleibsel von Inka Grundmauern ist beeindruckend. Auf der anderen Seite wimmelt es von kuriosen Gestalten, alt gewordenen Hippies, Möchtegern-Volontärs, die nicht mal Spanisch sprechen, geschweigenden Englisch. Vor den großen Sehenswürdigkeiten laufen traditionell verkleidete Frauen und Kinder mit ihren niedlichen Alpakas durch die Straßen, damit Touristen davon Fotos machen können.
2 Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Das erste was wir uns in Cusco besorgt haben, ist das Bolleta Touristico. Ohne das geht nämlich nichts, wie sich beim Versuch ins Kunstmuseum zu gehen herausstellte. Die nette Dame wies uns unfreundlich am Schalter ab. Das Ticket gibt es in der Av del Sol in vier Varianten um den Tourist vollständig zu verwirren:
General Ticket
- Preis: 130 Soles
- Gültigkeit: 10 Tage
- Umfang: Zugang zu allen Museen und Ruinen (ohne Machu Picchu und Inka Museum)
Parcial Tickets (3 verschiedene Optionen)
- Preis: 70 Soles
- Gültigkeit: 2-4 Tage
- Umfang: je 4 Museen und/oder Ruinen (fest definiert)
Was sich jetzt am meisten lohnt, hängt davon ab was man sich gerne ansehen möchte. Für uns kam nur das General Ticket in Frage. Und mit dem wieder, auf direktem Kurs, zum Kunstmuseum. Leider war die Ausstellung nicht sehr groß und kunstvoll zum Zeitpunkt unseres Besuchs. Wir lassen uns nicht lumpen und steuern direkt in das Museo de Arte. Das Ticket ist schließlich bezahlt. Normalerweise haben Sie dort immer tolle Anschauungsobjekte. Aber auch hier nur ähnliche Gemälde und Figuren, vielleicht Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit. Das einzig interessante, zumindest hat es unsere Aufmerksamkeit geweckt, war die Kunst aus Besteck und der Film über die verschiedenen Ruinen bei Cusco.
Wieder rein ins Getümmel. Zwischen den Touristen-Gruppen, Straßen-Malern, Bettlern und Verkäufern durch, bis wir den Plaza erreichen. Wir machen eine Pause und ordnen unsere Gedanken. Und das, dass geht am besten bei einem frischen Fruchtsaft.
Was steht als nächstes auf dem Programm? Noch ein Museum? Nein, Danke! Die Ruinen? Zu anstrengend! Am Ende bleibt faulenzen auf der Dachterrasse übrig. Die vielen Treppen machen einfach müde und strengen auf 3.400 Meter viel mehr an.
Am nächsten Tag geht es hoch zu „Sexy Woman“ (Saqsaywaman). So zu mindestens nennen wir die Ruine. Aber wir gucken uns nach unzähligen Treppen nicht direkt die Ruine an, sondern machen ein schönes Picknick. Da wäre sogar dem Inka das Wasser im Mund zusammengelaufen. Oliven, Käse, Brot und leckere Salami. Eine Horde Lamas, die zum selben Augenblick durch die Ruine spaziert, weckt unsere Aufmerksamkeit. Wir schlendern gemütlich los, versuchen das eine oder andere Lama Selfie zu machen und enden damit, dass wir den ganzen Tag in der Ruine vertrödelt haben. Wird wohl aus den drei weiteren Ruinen nichts mehr.
Warum muss man eigentlich jeden Tag was unternehmen man reist? Einfach mal alle Viere von sich strecken und nichts machen, lautet die Devise. So verbringen wir eine halbe Ewigkeit damit Leute zu beobachten, Straßenkünstler zu erklären wie er seine Werke, die leider wie bei allen Straßenkünstlern gleich aussehen, vielleicht, besser verkaufen kann. Eigentlich hört er uns schon nicht mehr zu, weil wir ihm gesagt haben, dass wir hier und jetzt nichts kaufen. Aber das hindert uns nicht daran einfach weiter zu erzählen.
Bei uns stand auf jeden Fall das nächste Highlight auf dem Programm. Machu Picchu.
1.100 Stufen zum Machu Picchu
Tour oder nicht Tour? Das ist hier die Frage. Nach dem wir zwei Agenturen besucht und Angebote eingeholt hatten war klar, wir fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hydroelectrica, wandern entlang der Zugstrecke nach Aquas Calientes (Machu Picchu Pueblo) und suchen uns ein Hotel. Die Touren waren einfach nicht optimal. Entweder zu kurz oder zu lang, zu anstrengend oder einfach nicht nach unserem Geschmack.
Unsere abenteuerliche Fahrt beginnt um 4.30 Uhr morgens. Mit dem überteuerten Taxi (10 Soles) fahren wir zum Terminal Ollantayamba. Dort stehen schon erste Minibusse bereit. Wir müssen nur noch einsteigen und warten bis diese gefüllt sind und dann geht es für 30 Soles nach Santa Maria. Und das kann dauern, vor allem wenn einfach wieder Leute aussteigen. 1 Stunde später hatten wir es dann endlich geschafft und es ging los. Nach 4 Stunden endlich am Ziel, mussten wir nur noch in eins der wartenden Taxis springen und uns zum Hydroelectrica bringen lassen. Zu unserer Überraschung kostet es nur 15 statt 20 Soles. Wirklich eine Überraschung, da die Straße eine reine Schotterpiste war. Auf dem Weg nach oben wurden dann zusätzlich zu den 4 Leuten im Auto noch 3 weitere eingeladen und überfüllt ging es windige Straße hoch bis Santa Theresa und dann weiter nach Hydroelectrica. In Peru sind sieben Leute plus Fahrer im Auto kein Problem.
Von Hydroelectrica folgten wir einfach der Beschilderung und liefen entlang der Gleise bis nach Aqua Calientes. Schmetterlinge, Bananenstauden und andere Dschungelpflanzen säumten unseren dreistündigen Spaziergang.
Das Hotel war auch schnell gefunden und um uns am nächsten Tag nicht komplett fertig zu machen, fuhren wir mit dem Bus hoch. Das Ticket hierfür kauften wir am Abend für 29 Soles (einfache Strecke). Laufen werden wir noch mehr als genug, und eins war klar, die 1100 Stufen werden wir auf jeden Fall zurück laufen. Da wir am nächsten Morgen wieder sehr zeitig raus wollten, gab es am Abend noch ein Bier und wir schlemmten Alpaka a la Plancha.
Nach Machu Picchu wollten morgens um 5.30 allerdings nicht nur wir. Eine Menschenschlange stand fast vor dem Eingang unserer Hotels und wartete auf die Busse. Notgedrungen reihten wir uns ein und waren kurz nach 6 Uhr oben. Mystisches Machu Picchu – wie es hoch oben auf einen Plateau zwischen Wayna Picchu und Montana Picchu gebaut wurde. Verlassen, unfertig, überwuchert und größtenteils wieder restauriert, aber sehenswert. Eine unvergleichbare Szenerie.
Wir liefen über eine steile Treppe bis hoch zum Montana Picchu und waren überwältigt von der Blick. Von hier wirkte Machu Picchu schon fast klein. Runter ging es dann über 1.100 Stufen bis nach Aguas Calientes.
Mit vielen positiven Eindrücken, schweren Beinen und nass von dem kurzfristig einsetzenden Regenschauer kamen wir in dem Ort an.
Am dritten Tag in Folge ging es um 5Uhr aus dem Bett um dem überteuerten Zug zurück nach Ollantayambo, und von dort im Collectivo für 4 Soles nach Cusco, zufahren. Die günstigste Einfachstrecke kostet 56 US$ für Touristen und 10 Soles für Einheimische – es ist einfach eine zu hohe Differenz die hier gemacht wird. Daher hätten wir den Zug, welcher von einer britischen Unternehmung verwaltet wird, lieber gemieden. Aber in Cusco war ein Fußballspiel und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Popcorn im Stadion? Ein Fußballspiel in Cusco.
Mal wieder eine durchschnittliche, eher zweitklassig Partie in der ersten Liga. Popcorn, Eis, Fleischspieße und Papa Fritas. Hier wird alles verkauft, aber kein Bier. Fußball ist hier ein Familienausflug und wie fast jedes Spiel nicht ausverkauft. Ausverkaufte Stadien gibt es nur bei richtigen Derbys. Allerdings werden verletzte Spieler hier noch mit dem Golfcaddy vom Platz gefahren, so hat das ganze noch eine amüsante Seite.
Das Spiel Cienciano del Cusco gegen CDCL San Simon Moquegua endete 2:0 und für nur 15 Soles auch nicht das teuerste Ticket für ein Fußballspiel in Südamerika.
Lieber Philipp, herzliche Glückwünsche zu deinem 35.igsten Geburtstag von
Gerhard, Elena und Nina
Vielen Dank für die Glückwünsche und liebe Grüße aus Cafayate in Argentinien.