Die WM 2014 ist für uns vorbei – als Weltmeister reisen wir ab jetzt wieder zu zweit weiter. Stolz, glücklich und dem vierten Stern auf der Brust freuen wir über die herzlichen Glückwünsche der Brasilianer. Es war eine fantastische Zeit, ein Erlebnis, dass wir unser Leben lang nicht mehr vergessen werden.
Allerdings ist es nicht nur die Freude über den gewonnen WM Titel die bleibt. Auch der kulturelle Austausch hat Spüren hinterlassen. Wir haben in Brasilien so viele großartige und interessante Menschen kennengelernt, die uns viel über Land, Leute und „Versprechen und Verbote“ erzählt haben, dass auch uns das eine oder andere Mal nur Kopfschütteln als Antwort eingefallen ist. Jeder sieht nur die schönen Seiten einer Großveranstaltung, keine möchte die Schattenseiten sehen oder darüber sprechen. Versprechen, welche im Rahmen der Weltmeisterschaft an die Menschen in Brasilien gemacht wurden – wie z.B. das Thema Verbesserung des Öffentlichen Transports in Rio de Janeiro, welches wohl ganz oben auf der Liste stand, wurde wenig bis gar nichts umgesetzt. Oder die Tatsache, dass die Verantwortlichen der WM verboten haben, dass Menschen die tagein tagaus ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Gerichten an der Straße verdienen, diese während der WM nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Stadien machen dürfen – wie in Salvador. Hier gibt es nämlich ein Gericht „Acaraje“ (eine Art Bohnenkuchen mit Shrimps), das wie die schönen Strände und die Altstadt auch zu den Besonderheiten der Stadt gehören. Oder obwohl es eine günstigere Ticketkategorie für Brasilianer gab, nicht die „echten“ Fans, die auch sonst jedes Wochenende zu Fluminese FC, Esporte Clube Bahia und Co. gehen um ihr Team anzufeuern, in den Stadien waren, sondern mal wieder die, die Geld haben. Was eigentlich schade ist, denn dann hätten wir als Fußball Fans wohlmöglich eine noch viel stärkere Atmosphäre in allen Stadien erfahren. Die wahren Fans aus diesem Fußballverrückten Land dürften wir „nur“ auf den Straßen erleben, und das waren mit Abstand die schönsten Stunden – ob BBQ in Salvador, Eckkneipparty in Rio oder Straßenfest in Fortaleza. Wir sind froh, dass die Euphorie-arme Phase, welche wohl bei sehr vielen Menschen im Land vor der WM herrschte, sich mit dem Anstoß der Brasilianischen Seleccao doch noch geändert hat. Wir sind glücklich über die Tatsache, dass es in den 32 Tagen keine negativen Zwischenfälle auf uns oder unsere Freunde gab, und bedanken uns für die hohe Gastfreundschaft.
Kurzurlaub an der Costa Verde – die Karibik Brasiliens
Unsere Reise ging direkt am Morgen nach dem Finale weiter. Marcia, eine Freundin, musste sehr früh schon aus dem Haus um ihren Flieger zur neuen Arbeitsstelle zu bekommen. Nach Abschied von Freunden aus Deutschland und Marcia, nur einer Stunde schlaf, ging es um 5 Uhr zum Busbahnhof. Ja, wir haben uns das erste Mal in einem Reisebus auf die Straßen von Brasilien gewagt. Bisher hatten wir die riesigen Distanzen bequem mit dem Flieger gemeistert. Unser Ziel: die grüne Küste (Costa Verde).
Ca. 5 Stunden sind es von Rio nach Ubatuba gefahren. Vorbei an vielen kleinen und größeren vorgelagerten Inseln, dichtem Regenwald bewachsenen Bergen die bis tief in die Buchten hinein reichen. Dicken Wolken, welche sich zwischen den Hügeln fangen und Momenten in den es teilweise nach Regen aussieht. Wäre auf jeden Fall keine Überraschung, denn die Region ist eine der regenreichsten des Landes. Angekommen in Praia da Sape, einem kleinen Ort in der Nähe vom Ubatuba, bezogen wir unsere VIP Suite. Bisher waren wir noch vom Regen verschont. Die Belohnung, ein Blick vom Bett direkt aufs Meer. 3 Nächte haben wir uns in der Kaliman Poussada verwöhnen lassen. Tolle Zimmer, Toller Strand und super Küche. Wie schon erwähnt, wir brauchten erst einmal Urlaub von den letzten 5 Wochen, so einen wichtigen Titel gewinnt man ja schließlich nicht im Schlaf.
Tipp: Wer Party sucht, fährt lieber nach Paraty.
Ciao Brasilien – letzte Tage in Sao Paulo
Weitere 4 Stunden dauerte die Fahrt bis nach Sao Paulo. Hier haben wir Michelle und Alex besucht. Michelle arbeitet in Brasilien bei derselben Firma wie Philipp seine Mama in Deutschland. Und das gute, wir kannten uns schon vom ihrem 60. Geburtstag, denn damals war Michelle in Deutschland. Zur Begrüßung gab es ein BBQ im 16. Stock ihres Apartments im Stadtteil Tatuape. Am nächsten Tag haben wir uns das Stadion in Sao Paulo angeschaut – es befindet sich schon im Rückbau für den wohl einzigen Verein, SC Corinthians, in der Geschichte der 1. Liga ohne eigenes Stadion! Und wir waren auf der Paulista Av shoppen.
Am Samstag war großer Markt vor dem Apartment und wir haben, ein zweites Mal, Topioca probiert. Dieses Mal mit Käse und Schinken (Art Pancake) und es war viel besser als das eine Mal im Hotel. Danach gab es einen Caldo de Cane com Limon (Zuckerrohr Saft). Und anschließend ging es durch die Stadt. Fotomuseum, Patio do Colegio, Stock Exchange, Viaducta do Cha, Mercardo Municipal. Ein unfassbar toller Tag, umgeben von vielen Straßenkünstlern, leckerem Essen wofür man in Sao Paulo auch gerne mal über 1 Stunde ansteht. Die Rede ist von einem Mortadella Sandwich bei Hocca.
Natürlich konnte unsere Reise durch Brasilien nicht ohne einen Besuch in einem echten Karnevals Geschäft zu Ende gehen.
Tipp: Cafe Niasi – im 8. Stock des Einkaufshauses in der 25 de Mayo – von hier hat man einen tollen Blick auf eine (die) Menschen überlaufene Einkaufsstraße in ganz Brasilien, oder sogar der Welt.
Am Abend machte Alex noch leckere Brigadeiros (Schokodessert) für uns, das wir auch gar nicht das Land verlassen ohne auch noch diese Spezialität probiert zu haben. Dann fuhren wir, mit Freunden von den beiden, zum Kart Race. Ca. 1 Stunde außerhalb von Sao Paulo ging es in schnellen Autos 20 Minuten über die Rennstrecke. Philipp wurde am Ende 14ter. Nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass die Anderen schon mit eigenem Anzug und Helm eingelaufen sind. Alex wurde 11ter nach dem er einmal in den Reifenstapel gefahren ist, und Michelle und ich haben uns das Ganze von der Tribüne aus angesehen – und das trotz frostiger Temperaturen.
Um Mitternacht ging es für uns zum Flughafen und somit von Brasilien über Panama City nach Kolumbien. Nach einer guten 30 Stunde anstehen, erfuhren wir am Schalter das wir Business Class fliegen werden. Damit hatte sich der sehr teure Flug nach Kolumbien am Ende wenigstens doch noch gerechnet. Und wir machten es uns in der Business Lounge gemütlich.
Weltwunder Panama Kanal
Bei 11 Stunden Aufenthalt in Panama City haben wir uns für eine am Flughafen angebotene Touristen-Tour entschieden. Für 30 US$ pro Person ging es erst in eine Shopping Mall, danach zu einem traditionellen Markt und zum Abschluss zum Panama Kanal. Panoramafahrt im Bus inklusive.
Ca.40 Schiffe täglich schieben sich erst durch den 82 KM langen Kanal und dann langsam durch die Schleusen. Die Miraflores Schleusen sind seit 1914 in Betrieb und feierte dieses Jahr 100. Geburtstag.
Die Durchfahrt durch den Kanal dauert im Schnitt etwa 15 Stunden. So viel Zeit hatten wir nicht daher haben wir uns nur die Schleusenfahrt (30 Minuten) angesehen. Und das bei tropischen Temperaturen und Dauerregen.
- Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr
- Kosten: 15 US$ pro Person (Kinder günstiger)
Wenn man als Transit-Tourist in Panama ist, ist es absolut einen Besuch wert. Uns ist jetzt auch die Bedeutung des Panamakanals klar, denn ohne diesen würden, wenn man bedenkt, dass eine Schiffspassage im Schnitt 250.000 USD kostet (maximal ca. 400.000 USD), Transporte länger und teurer sein um Güter von Atlantik zum Pazifik zu befördern. Schön dass Menschen auch schon vor über 100 Jahren so mutig und Ideenreich waren.
Zurück am Flughafen warteten wir sehnsüchtig auf den 1 Stündigen Weiterflug nach Cartagena, Kolumbien.